Das Sprichwort
Man weiß erst, was man hat, wenn man es nicht mehr hat, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Man, auch ich, sagte es bisher immer sehr leichtfertig, aber in manchen Situationen wird es einem erst wirklich vor Augen geführt. Bei mir war es der Erste August in diesem Jahr der mir wieder verdeutlichte, was es genau bedeutet, mal weniger achtsam durch das Leben zu schreiten.
Die Lektion
Ein normaler Tag mit normalen Situationen am Morgen. Normaler morgendlicher Tumult mit den Kindern diese, da Sommerferien sind einerseits in die Kita (der Jüngste) andererseits zum Frühstück zu bewegen, damit sie wenigstens etwas vor dem Mittagessen in den Bauch bekommen. Der Weg zur Arbeit war angenehm, es sollte der letzte Schulungstag als Trainer sein. Trainings sind etwas Wundervolles für mich. Man kann ein Wissen weitergeben und baut sein Netzwerk aus – also schon fast entspannend. Wenn dann jedoch plötzlich am Nachmittag der Schweiß ausbricht und man ein Unwohlsein beginnt, dann ist das schon komisch. Der ratlose Blick vom Hausarzt auf das Ergebnis der Blutdruckmessung sowie dem EKG lässt einen noch nicht schlimmes vermutet. Dies ändert sich jedoch, als er empfehle, dass man das Thema doch lieber stationär im Krankenhaus begutachten solle. Wenn dann nach wenigen Minuten sieben Personenschützer in der Praxis stehen und einen mit Partybeleuchtung ins Krankenhaus fahren, beginnt doch schon eine gewisse Unsicherheit.
Ursache für die ganze Geschichte: Herzinfarkt!
Aus heiterem Himmel und durch einige harsche Aussagen von ärztlichen Fachleuten, wird einem bewusst, dass man wenig achtsam mit seiner Gesundheit und seinem Körper war. Zu wenig Schlaf, falsches Essen, zu viel Stress – und schlechte Gene (Cholesterien) holen Dich irgendwann halt ein.
Dankbarkeit
Es sind die kleinen Dinge, die ich von seitdem dankbar und mit einer gewissen Demut wahrnehme. Sei es das Glas Wasser am Krankenbett oder schlichtweg ein kleines bisschen Schmerzmittel für den erholsameren Schlaf nach der OP. Oder die erste alleinige Dusche nach knapp 8 Tagen Krankenhausbett – eine wahre Wonne.
Letzten Endes gehe ich mit dem Bewusstsein in jeden neuen Tag, dass ich glücklich sein kann.
Mit dem, was ich habe. Meine Familie, mein Leben, meine Arbeit, meine wiederhergestellte Gesundheit und mein Herz. Diese kleine Pumpe habe ich zu schätzen gelernt. Dieses kleine Wunder des Körpers nimmt man als viel zu selbstverständlich an und missachtet dabei seine Leistung. Knapp 8000 Liter gepumptes Blut sowie 100.000 Schläge am Tag sind eine gewaltige Leistung – ein Leben lang, ohne Pause! Unsere kleine „Pumpe“ ohne die wahrlich nichts in unserem Körper geht.
Ich bezeichne dieses Erlebnis mittlerweile als „Grundfesten erschütternd“. Vieles hat sich hierdurch geändert. Die Wertschätzung gegenüber meinem sozialen Umfeld, welches meine Familie und mich aufgefangen hat und in der Zeit für uns da war. Meine Familie die noch enger zusammengerückt ist.
Wenn ich mich im Alltag umschaue, dann sehe ich häufig sehr viel Unzufriedenheit. Zu wenig hiervon oder davon, das ist zu teuer, diese oder jenes hat der oder die nicht, obwohl es jemand anderes hat…. Wir beachten die kleinen Dinge viel zu wenig. Ein freundlicher Gruß beim Bäcker oder an der Kasse, das Vorbeilassen, wenn es jemand eilig hat. Dabei ist es so einfach, wenn man sich bewusst damit beschäftig und sich auf die kleineren Dinge konzentriert. Dies hat sich für mich maßgeblich geändert.
Das Fazit
Für mich ist die Erkenntnis der wichtigste Schritt, egal wie diese auch ausschaut. Das lasse ich auch stets in meine Arbeit als Coach einfließen. Eine nachgelagerte Verhaltensänderung kommt für mich immer erst viel später und ist von mir auch eher weniger zu beeinflussen.
3 Kommentare zu „Dankbarkeit, Achtsamkeit und eine Pumpe“
Lieber Sebastian,
wie schön, dass du nach dem Herzinfarkt wieder glücklich sein kannst, möge deine Geschichte andere inspirieren, vorher mehr Achtsamkeit auf die eigene Gesundheit zu legen.
Liebe Grüße und pass gut auf dich auf!
Stephanie
Vielen Dank liebe Stephanie.
LG
Sebastian
Danke, dass dein Arzt und die “Personenschützer” schnell und zielgerichtet reagiert haben.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du nun eine “andere Verbindung” zu Dir und Deinem Körper entwickelt hast. Mach weiter so…